Der Trend der Selbstvermessung: Gesundheitsdiagnosen per App?
Eine neue Bewegung hat unseren Planeten erfasst. Die sogenannte Quantified Self Bewegung misst das eigene Leben wo es nur geht. Was früher die schlichte Haushaltswaage war, übernehmen heute tausendfach differenzietrer Smartphones, die vom Puls und Blutdruck über den Zucker und die Lungenfunktion alle wichtigen Vitalwerte im Blick haben und für Langzeitbetrachtungen aufzeichnen.
Die Anhänger der sogenannten Quantified Self Bewegung überwachen über Apps die eigene Gesundheit und teilen sich über soziale Netzwerke anderen Nutzern mit. Schrill? Mitnichten. Das ist einfach Zeitgeist. Experten befinden diesen Trend der Selbstvermessung als wenig beunruhigend. Landläufig wird das am ehesten der Hypochondrie zugeordnet. Bei Abweichungen der Normwerte reagieren diese Leute einfach schnell und finden so – die Psychologie lässt grüßen – einen guten Grund, zum Arzt zu gehen. Ungewöhnlich an dieser Sache ist eher, dass gerade das Geschlecht, das bekanntermaßen nicht besonders auf die eigene Gesundheit achtet, solche Apps benutzt und beständig Werte dokumentiert. Natürlich ist dieser Trend beriets werblich aufs Korn genommen worden: Ernährungs- und Gesundheits-Apps sprechen Zielgruppen an, die sich dadurch zu mehr Bewegung und gesünderem leben motivieren lassen. An sich okay, nur bergen solche Gesundheits-Apps auch die Gefahr, dass sich Patienten selbst behandeln im Glauben die Symptome selbst deuten zu können. Durch die regelmäßig eingetragen Daten könnte allerdings Ärzten auch die Arbeit erleichtert werden, wenn die richtigen Apps verwendet wurden. In Großbritannien ist es bereits üblich, dass Ärzte ihren Patienten Apps zur Überwachung ihrer Werte empfehlen. Außerdem können über längere Zeit eingetragene Werte chronischen Patienten dabei helfen ihre Medikamente dosieren zu können.
Was von der einen Seite etwas eigenartig erscheinen mag, hat also auch seine Daseinsberechtigung. Es sollte aber nie vergessen werden, dass ein Arzt über die nötige Therapie entscheiden muss, nicht das vermeintliche Halbwissen aus selbst gemessenen Werten und dem Internet. Auf der Webseite der Zeit.de finden Sie ein Interview mit einem Anhänger der Quantfied Self Bewegung.